01.02.2018 – Philharmonie Berlin – Berliner Philharmoniker, Dima Slobodeniouk (Dir.), Baiba Skride (Violin) – Sibelius, Schostakowitsch, Prokofjew
Beim ausverkauften Saal wurde ein tolles Programm mit ungewöhnlichen Stücken gespielt: die letzte, unterschätzte Tondichtung von Sibelius, Tapiola; das nicht so oft aufgeführte 2. Violinkonzert von Schostakowitsch und die äußerst seltene 2. Symphonie von Prokofjew. Es war sogar das erste Mal überhaupt, dass die Berliner Philharmoniker diese Symphonie Prokofiev spielten. Der junge Dirigent Dima Slobodeniouk (hier bei seinem Debüt in Berlin) hat eine echte Gabe für Klangfarben, für die Hervorhebung aller Nebenstimmen und für nebeligen, melancholischen Stimmungen. Die Musik von Tapiola, bei ihrer unendlichen musikalischen Wellen, wurde so schön und so voll tiefer Leidenschaft aufgeführt, dass sie mir plötzlich alle Erinnerung meiner Jugendliebe für Sibelius erweckte. Auch das Adagio des Violinkonzertes und die langsame Teile der Symphonie waren ebenso tief und melancholisch-süß. Weder der Dirigent noch die Violinistin Baiba Skride waren aber für die allgemeine Säure des Violinkonzertes und für die wütenden Teile der Symphonie böse genug.
02.02.2018 Udk Berlin – L’incoronazione di Poppea
Nochmals ein ausverkaufter Saal. Die studentischen Produktionen der UdK sind immer gut, diesmal war aber die Gesangkompanie viel schwächer als sonst – oder war das Stück viel schwieriger als sonst. Die Oper war trotzdem szenisch interessant. Vilja Riutamaa verkörperte eine besonders betörende Poppea/Fortuna; Heain Youn war eine kräftige Ottavia (und auch nahezu die einzige mit einer guten italienische Diktion); Marie Sofie Jacob eine überzeugende Drusilla/Virtù und Eduardo Rojas spielte der manischster Nerone, der vielleicht je auf einer Bühne zu sehen gab. Es gab in der Inszenierung viele gute Einfälle, wie z. B. bei der Erscheinung Minervas an Seneca. In der Dunkelheit wird sie entfernt in einem blendendem Licht sichtbar, um Seneca den Tod zu kündigen – und gleich danach wechselt sie mit Nerone den Platz, so dass es klar wird, wer Seneca den Tod bringen wird. Auch sehr gut war, dass für einmal Prolog und Finale eng verbunden waren; und schön zu sehen waren auch die unendlich langen, roten Mäntel, die Poppea und Nerone in der letzten Szene über die von Leichen bedeckte Bühne tragen. Nebenbei bemerkt: Diese Mode der jetzigen Inszenierungen, Drusilla und Ottone in der letzten Szene töten zu lassen, hat sicher szenisch eine große Wirkung – man vergisst aber so, dass in der Wirklichkeit Ottone ein der drei Kaiser ist, die im Jahr 69 nach dem Selbstmord von Nerone in Rom kurz geherrscht haben.